Nach dem großen Jahrgang im Vorjahr blickte die internationale Fachwelt wieder mit großer Spannung auf die Präsentation der neuen „Großen Gewächse“ durch den Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) in Wiesbaden. Dabei ging es insbesondere um die Frage, ob Deutschlands beste trockene Weißweine des Jahrgangs 2016 das hohe Niveau von 2015 wieder erreichen können würden bzw. wie die Spitzenrotweine des Jahrgangs 2015 mit dem Hitzejahr klargekommen sind.

Die Erfolgsgeschichte
Die besten Weine der Welt sind ausnahmslos Ausdruck ihrer Herkunft. Sie verkörpern Rebsorte(n), Boden, Klima und den Weinmacher. Diesem Ansatz folgen auch Deutschlands beste Winzer – insbesondere seitdem der VDP für seine ca. 200 Mitglieder-Weingüter ein herkunftsbezogenes Klassifikationssystem nach dem Prinzip „je enger die Herkunft, desto höher die Qualität“ eingeführt hat. Die Spitze der VDP-Klassifikation, “VDP.Großes Gewächs®“ genannt, hat das Qualitätsniveau wie auch die internationale Reputation explodieren lassen und sich zu einem weltweit anerkannten Markenzeichen für Spitzenweine „Made in Germany“ entwickelt. Zuletzt wurden von VDP-Winzern 620 Große Gewächse abgefüllt – das sind fast 200 mehr als noch vor 5 Jahren!

Die Vorpremiere
Weil beim Wein das „Zeit lassen“ ein großer Qualitätsfaktor ist, dürfen die Großen Gewächse frühestens ab dem 1. September des der Lese folgenden Jahres verkauft werden. Nicht wenige Weine davon sind aber schon vorher subskribiert bzw. Kunden im In- und Ausland zugeteilt. Wenige Tage vor dem Verkaufsstart ist die internationale Fachwelt nach Wiesbaden eingeladen, den neuen Jahrgang auf die Probe zu stellen und über 400 Weine der Rebsorten Riesling, Spätburgunder, Lemberger, Weißburgunder, Silvaner, Chardonnay, Grauburgunder und Traminer zu verkosten. Die Dichte an hochkarätigen Weinkritikern war höher denn je: Robert Parker, Jancis Robinson, James Suckling waren vertreten, auch zahlreiche „Masters of Wine“ (die höchste Ausbildung im Weinsektor) bzw. Master-Sommeliers aus dem In- und Ausland ließen es sich nicht nehmen, die Entwicklung zu verfolgen. Quasi unisono bekommt man zu hören, dass es weltweit keine besser organisierte Weinverkostung gibt. Eigene Erfahrungen bestätigen das.

Die Herausforderung
Der Jahrgang 2016 hat den Winzern eine echte Achterbahnfahrt beschert: auf einen viel zu milden Winter folgten sintflutartige Regenfälle im Frühjahr, die zur massiven Ausbreitung des falschen Mehltaus (Rebenkrankheit) führten – speziell Biowinzer hatten dieses Jahr sehr hart zu kämpfen. Im Laufe des Jahres setzten dann Frost, Hagel und Trockenheit einigen Gebieten zu, der Arbeitsaufwand blieb hoch. Aber als in den meisten Regionen dann noch ein goldener Herbst einsetzte, wurde klar, dass sehr gute Qualitäten (bei oft kleinen Mengen) erwartet werden können.

Das Ergebnis
Kurzgefasst schlichtweg grandios! Was letztes Jahr nach der Präsentation des großen Jahrgangs 2015 nicht denkbar schien, wurde beim diesjährigen Verkosten schnell Gewissheit: der Weißwein- und insbesondere Riesling-Jahrgang 2016 setzt neue Maßstäbe an Eleganz und Potenzial, bei hervorragender Balance, mineralischer Tiefe und unerwarteter Kraft – und das alles bei z.T. deutlich niedrigeren Alkoholwerten als im Vorjahr. Nicht selten erreichten Weine bei den Weinkritikern ihre höchste Bewertung aller Zeiten, auch hier dürfte der Durchschnitt über den Vorjahren liegen. Beim Rotwein-Jahrgang 2015 war die Furcht unbegründet, dass die Pinots (Spätburgunder) zu wuchtig ausfallen könnten. Deren enorme Konzentration wurde praktisch immer durch das passende Säuregerüst im Zaum gehalten, so dass meist intensive und filigrane Weine mit sehr gutem Reifepotenzial entstanden. Dass die Lemberger im Bereich der schweren Rotweine eine Art Allzeithoch erreichen würden, hat nach dem Vorjahr niemanden mehr überraschen können. Bei einer solch rasanten Entwicklung dürfte Deutschland wie schon beim Riesling, Weiß-, Grau- und Spätburgunder bald auch beim Lemberger international erstklassig sein.

Das Fazit
Der VDP und Deutschlands beste Winzer haben sich zu einem qualitätsfördernden und auch international nachvollziehbaren Klassifikationssystem verpflichtet. In diesem Rahmen hat sich das “VDP.Großes Gewächs®“ als wahrscheinlich wichtigster Qualitätstreiber der jüngeren Vergangenheit hervorragend etabliert, und ein Ende des Höhenfluges ist noch nicht abzusehen. Das Niveau der Weine ist in der Breite wie auch in der Spitze höher denn je. Für den Weingenießer heißt das, dass die Wahl einer Flasche mit der GG-Glasprägung noch nie eine bessere Entscheidung war als jetzt!

 

Den Bericht zur Vorpremiere 2016 der Großen Gewächse (VDP) finden Sie HIER.

 Unsere Verkostungsnotizen zum neuen GG-Jahrgang finden Sie HIER.