Wildmuskat - die rosenduftige Laune der Natur
Deutschland - das Land der neuen Rebsorten
In Deutschland gibt es eine über viele Jahrzehnte gewachsene Tradition neue Rebsorten zu erschaffen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: mal geht es um die Erzielung des optimalen Reifegrads in vergleichsweise kühlen Anbaugebieten, mal geht es um die Perfektionierung aromatischer Eigenschaften oder es geht um die Reduzierung von Krankheitsanfälligkeit, damit schlussendlich weniger Hilfsmittel zur Erhaltung der Rebe eingesetzt werden müssen.
Erfolgreiche Züchtungen der letzten Jahrzehnte sind bei den roten Rebsorten der Regent sowie diverse Kreuzungen mit Cabernet Sauvignon: Cabernet Cubin, Cabernet Dorio sowie Cabernet Dorsa und Cabernet Mitos. Hier dienten die heimischen Dornfelder und Lemberger als Kreuzungspartner. Zielsetzung sind Rotweine mit großer Dichte, mehr Volumen und Komplexität bei kräftiger Farbe und reichlich Gerbstoffen.
Bei den weißen Rebsorten sind Helios und Johanniter die erfolgreichsten Neuzüchtungen der letzten Jahre. Hier steht die erheblich gesteigerte Robustheit gegenüber Pilzkrankheiten im Vordergrund, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erheblich reduzieren kann.
Da hierzulande das Wetter sich schon mal von der rauhen Seite zeigt, ist der Bedarf an widerstandstandsfähigen Rebsorten seit jeher etwas höher als in den südlicheren Gefilden Europas. So begründet sich das vergleichsweise häufige Auftreten neu zugelassener Rebsorten in deutschen Anbaugebieten.
Vermehrung durch Selektion - die Entstehung des Wildmuskats
Zuweilen entstehen aber auch neue Rebsorten nicht durch gezielte Vermehrung von bekannten Kreuzungspartnern, sondern durch freie Befruchtung ohne menschliches Zutun. Vor über 30 Jahren wurden in der Nähe der württembergischen Stadt Heilbronn vom Weingut Amalienhof rund 200.000 Saatkerne aus der Lemberger-Familie ausgebracht. Das ursprüngliche Zeit des Projekts war seinerzeit, eine höherwertige Lembergerrebe zu finden.
Nachdem einige besonders prächtige Reben ausgewählt worden waren, zeigten sich im Folgejahr weitere Eigenschaften, die zunächst von den benachbarten Waldtieren wie Fuchs, Hase und Reh entdeckt wurden: die Rebstöcke reiften deutlich früher und die Trauben hatten ein ausgeprägtes Muskataroma.
Aus diesen Mutterpflanzen wurden nach und nach weitere Rebstöcke vermehrt und aufgrund der Abstammung zunächst Muskat-Lemberger genannt.
Aus namensrechtlichen Gründen wurde die Bezeichnung später in Wildmuskat abgeändert und 2003 beim Bundessortenamt eingereicht. Da die Rebe bis heute aber noch nicht als Ertragsrebe zugelassen ist, steht auf dem Etikett “aus Versuchsanbau” vermerkt.
Der Wildmuskat heute- eine neue Rebsorte sucht ihre Nische
Trotz der bürokratischen Hürden bei der Vermarktung und der vergleichsweise recht geringen Verfügbarkeit hat der rosenduftige Rebsortenneuling seine Nische im Weinmarkt gefunden. Das Weingut Amalienhof im württembergischen Heilbronn hat über viele Jahre ein geschmacklich außerordentlich beachtlichtliche Sortiment an Wildmuskatweinen aufgebaut. Von kräftigen Cuvées bis hin zu reinsortigen Weinen, die die aromatische Einzigartigkeit des Wildmuskats sehr fein wiedergeben.
Erfreulich hier: die Weine kommen bereits gereift auf den Markt und sind so geschmacklich deutlich ausbalancierter als vieles, was dem Zeitgeist folgend allzu jugendlich auf die Koppel gejagt wird. Bestellbar sind die Wildmuskat-Weine hier.