Wein richtig temperieren

Weinthermometer

Inhaltverzeichnis

  1. Wieso müssen Weißweine, Roséweine und Rotweine unterschiedlich temperiert werden?
  2. Einfluss der Temperatur auf das Geschmacksempfinden
  3. Die richtige Temperierung von Weißwein und Roséwein
  4. Die richtige Temperierung von Rotwein
  5. Wieso werden Rotweine und Weißweine aus unterschiedlichen Gläsern getrunken und welchen Einfluss haben sie auf die Weintemperatur?
  6. Die perfekt temperierte Weinlagerung
  7. Wie temperiert man Wein richtig, wenn’s mal schneller gehen muss?
  8. Wie findet man die optimale Weintemperatur heraus?
  9. Fazit

Wieso müssen Weißweine, Roséweine und Rotweine unterschiedlich temperiert werden?

Eine Faustregel, die jedem bekannt ist: Weißwein trinkt man kalt und Rotwein trinkt man bei Zimmertemperatur. Dies stimmt heutzutage so nicht mehr ganz. Bereits kleine Abweichungen von der optimalen Trinktemperatur können das Trinkvergnügen beeinflussen. 
Wir klären, welche Weinart auf welche Temperatur gebracht werden muss, um Ihr ganzes Können unter Beweis zu stellen und Ihnen das bestmögliche Geschmackserlebnis zu schaffen.

Einfluss der Temperatur auf das Geschmacksempfinden

Zuerst sollte man sich darüber bewusst werden, wieso unterschiedliche Weinsorten unterschiedliche Trinktemperaturen benötigen. Die Temperatur hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Geschmackseindruck, den wir von einem Wein erfahren. Diesen Eindruck nehmen wir durch Geschmacksrezeptoren wahr, die beim Menschen auf der Zunge liegen. Diese unterscheidet vier Geschmacksrichtungen: süß, sauer, bitter und salzig.

  • bei sinkender Temperatur kommt es zu einer erhöhten Säureempfindlichkeit der Zunge, was uns den Wein als frischer empfinden lässt 

  • bei steigender Temperatur werden Süßstoffe stärker wahrgenommen, wobei auch der Alkohol näher in das Geschmacksbild rückt. Hier wirkt der Wein nun nicht mehr so frisch sondern voller und schwerer

Führt man sich das Wechselspiel von Temperatur und Geschmacksempfinden vor Augen wird einem sofort klar, wieso Weißwein kälter und Rotwein wärmer getrunken wird.

Die richtige Temperierung von Weißwein und Roséwein

Weißwein wird vor allem im Sommer getrunken. Karaffieren oder auch Dekantieren ist man meist nur von Rotweinen gewohnt. Aber auch qualitativ hochwertige Weißweine, wie etwa VDP Großes Gewächs können zum Atmen kurze Zeit vor dem Trinken geöffnet werden. 

Welche Weißweine trinkt man nun zu welcher Temperatur?:

  • Halbtrockene bis liebliche Weißweine bei 6 - 10 Grad Celsius

  • Weißweine mit einem leichten und jungen Geschmack genießt man bei 8 - 10 Grad Celsius

  • Frische und eher trockene Weißweine bei 9 - 11 Grad Celsius

  • Würzig und reife Weißweine bei 11 - 13 Grad Celsius

  • edelsüße und körperreiche Weißweine bei 12 - 14 Grad Celsius

Damit Sie Ihren Weißwein auf die richtige Trinktemperatur herunter kühlen, stellen Sie ihn vor dem Öffnen einfach ein paar Stunden in den Kühlschrank.

Der Roséwein wird gerne im Sommer getrunken. Daher kann man ihn bei der Temperierung wie einen leichten Weißwein behandeln. Am besten schmeckt ein Roséwein, wenn dieser zwischen 7 bis 9 Grad Celsius getrunken wird.

Die richtige Temperierung von Rotwein

Wie wir bereits festgestellt haben, trifft die alte Faustregel, dass Rotwein bei Zimmertemperatur getrunken werden sollte, nicht mehr zu, beziehungsweise nicht immer zu. Dies kommt daher, dass wir heutzutage in besser beheizten Räumen leben und der Rotwein aufgrund dessen wärmer wird. Trinkt man ihn zu kalt schmeckt dieser in der Regel alkoholhaltiger und oft bitter.  Wird ein Rotwein zu weit herunter gekühlt, kann dies zur Folge haben, dass er beginnt ölig zu schmecken und seinen Geschmack nicht richtig entfalten kann.

Für Rotweine eignen sich folgende Temperaturen:

  • sehr fruchtige und junge Rotweine bei 12 - 14 Grad Celsius

  • leichte Rotweine bei 14 - 16 Grad Celsius

  • mittelkräftige Rotweine und Alltags Rotweine bei 16 - 18 Grad Celsius

  • kraftvolle und schwere Rotweine bei 18 Grad Celsius

Die richtige Temperierung von Schaumwein

Grundsätzlich mögen es Schaumweine eher kühl, jedoch ist die Frage nach der perfekten Trinktemperatur hierbei auch oft eine Frage der Qualität.

• Sekt, Prosecco, Champagner, etc. ohne Jahrgang sollten am besten zwischen 5-6 Grad Celsius ins Glas kommen

• Hochwertige Jahrgangs-Sekte und andere edle Schaumweine entfalten sich bei einer Temperatur zwischen 8-10 Grad Celsius am besten

• Blanc de Noir- und Roséschaumweine besitzen zumeist einen kräftigeren Körper und empfehlen sich daher auch für diese höhere Trinktemperatur zwischen 8-10 Grad Celsius

Wieso werden Rotweine und Weißweine aus unterschiedlichen Gläsern getrunken und welchen Einfluss haben sie auf die Weintemperatur?

Zur Veranschaulichung, welche Wirkung ein Weinglas auf einen Wein haben kann, beziehen wir uns auf die Standard Rot- und Weißweingläser. Der prinzipielle Aufbau dieser Weingläser ist derselbe: der Bereich, in dem der Wein eingefüllt wird nennt sich Kelch, dann kommt der Stil und dann der Fuß.

  • der Kelch der Rotweingläser ist bauchiger als der Kelch der Weißweingläser. Außerdem verfügen diese über eine größere Öffnung. Durch den größeren Durchmesser des Kelches wird der Rotwein besser belüftet, wodurch er auch sein Aroma optimal entfalten kann. Je voller und komplexer das Aroma des Rotweins ist, desto größer sollte auch der Durchmesser des Kelches sein.

  • der Kelch der Weißweingläser ist nicht so bauchig wie der der Rotweingläser. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Weißweine seltener belüftet werden müssen. Auch verringert sich die Füllmenge durch den kleineren Kelch. Dadurch wird nicht so viel in das Glas eingefüllt und der Wein wird schneller getrunken und bleibt durchweg angenehm kühl.

Die perfekt temperierte Weinlagerung

Die optimale Weinlagerung kann nicht nur durch einen hochwertigen Weinkühlschrank erzielt werden kann. Solange der Wein nicht zu warm und nicht zu kalt gelagert wird, kann man ihn auch im Keller oder in der Abstellkammer lagern. Das Wichtigste ist, dass der Wein lichtgeschützt und bei konstanter Temperatur aufbewahrt wird.

Wein lagern

Wie temperiert man Wein richtig, wenn’s mal schneller gehen muss?

Soll ein Wein heruntergekühlt werden, empfiehlt es sich die Flasche ein paar Stunden vor dem Trinken in den Kühlschrank zu stellen. Muss es aber doch mal schneller gehen, kann man auf das Frappieren zurückgreifen. Hierbei wird die Weinflasche in ein Gefäß mit Wasser, Eiswürfeln und Salz gegeben und die Flasche wird langsam am Hals gedreht. Mit diesem Vorgehen bringt man den Wein in wenigen Minuten auf die richtige Trinktemperatur.

Soll ein Wein erwärmt werden, bietet es sich an ihn vor dem Öffnen aus dem Keller zu holen und ihn durch die Zimmerwärme langsam erwärmen zu lassen. Falls es mal schneller gehen muss, kann man den Wein auch in ein handwarmes Wasserbad geben. Niemals aber in heißes Wasser.

Wie findet man die optimale Weintemperatur heraus?

Thermometer

Um die passende Trinktemperatur des Weins zu bestimmen, lohnt es sich ein Weinthermometer zu benutzen. Auch ist es besser einen Wein etwas kälter zu servieren, da sich dieser mit der Zeit erwärmt und auch beim Einschenken bis zu zwei Grad Celsius wärmer werden kann.

Neben dem klassischen Weinthermometer gibt es mittlerweile auch ein digitales Weinthermometer. Dieses kann auch bei einer geschlossenen Flasche genutzt werden und die Temperatur des Weins angeben. Da sich das digitale Weinthermometer nicht direkt in der Flasche befindet, kann es gegebenenfalls zu minimalen Abweichungen kommen.

Exkurs: Dekantieren und Karaffieren

Um sicher zu gehen, dass im weiteren Verlauf keine Verwirrung entsteht, werden die beiden Begriffe „Dekantieren“ und „Karaffieren“ nun zuerst einmal definiert. Dekantieren bedeutet, den Wein von unerwünschten Ablagerungen zu befreien, dem sogenannten Bodensatz oder Depot. Karaffieren hingegen beschreibt den Vorgang, dem Wein eine größere Menge an Sauerstoff zuzuführen, ihn also atmen zu lassen. Häufig werden diese beiden Techniken im Alltag kombiniert.

Dekantieren – Adieu ungeliebter Bodensatz

Wie bereits in der Einleitung erläutert, geht es beim Dekantieren darum, den Wein von unerwünschten Ablagerungen zu befreien. Grundsätzlich ist der Bodensatz nicht schlimm, ganz im Gegenteil: Er hilft dem Wein bei der Entwicklung von Aroma und Struktur. Gelangen die Feststoffe mit ins Glas, empfinden das viele Weinliebhaber jedoch als unangenehm. Die klassische Art des Dekantierens ist das langsame Umgießen des Weins in ein Behältnis, dabei sollen die Feststoffe im Wein in der Flasche zurückbleiben.

WirWinzer-Tipp:

Wird der Flaschenhals beim Umgießen mit einer Kerze oder Taschenlampe beleuchtet, ist es besser zu erkennen, wann der Bodensatz die Flaschenöffnung erreicht hat.

Beim Dekantieren ist das Behältnis zunächst egal, da Form und Fassungsvermögen bei der Depot-Entfernung keine Rolle spielen. Trotzdem wird gerne eine Dekantierkaraffe verwendet. Nun stellt sich noch die Frage, welche Weine dekantiert werden sollten: Insbesondere bei älteren Rotweinen, die eine Weile gelagert wurden, entwickelt sich Bodensatz. Aktuell sind auch unfiltrierte Weine sehr beliebt, die bewusst mit ihren Feststoffen auf die Flasche kommen. Im Prinzip kann aber jeder Wein, bei dem Bodensatz in der Flasche auffällt, zu dessen Entfernung, dekantiert werden.

Karaffieren – Den Wein Atmen lassen

Vom Karaffieren ist die Rede, wenn dem Wein Sauerstoff zugeführt wird, sodass dieser seine Aromen ideal entfalten kann. Hierbei wird der Wein in eine Karaffe umgefüllt, da er so eine größere Kontaktfläche mit der Luft hat, als in der Flasche. Das Angebot an Karaffen ist riesig, die verschiedenen Varianten unterscheiden sich in Form wie auch im Fassungsvermögen. Vor allem der Durchmesser des Karaffenhalses spielt eine Rolle beim Prozess des Karaffierens. Ein breiter Hals ermöglicht, dass der Wein mit besonders viel Sauerstoff in Kontakt tritt, während schmalere Exemplare nur eine dezentere Luftzufuhr erlauben. Die Wahl der Karaffe richtet sich immer nach dem Wein – was die nächste Frage aufwirft: Welche Weine werden überhaupt karaffiert?

Natürlich muss nicht jeder Wein atmen, in manchen Fällen schadet es mehr als dass es hilfreich ist. Grundsätzlich sind es zumeist Rotweine, denen die erhöhte Sauerstoffzufuhr vor dem Trinken guttut, da Weißweine häufig schon trinkfertiger und offener sind. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel, hochwertige, alterungsfähige Weißweine profitieren oft vom Karaffieren, während es auch Rotweine gibt die unter dem höheren Luftkontakt leiden. Eine gibt demnach keine pauschale Antwort darauf, welche Weine nun karaffiert werden sollten und welche nicht. Unsere WirWinzer-Weinexperten raten dazu, nach dem Öffnen einer neuen Flasche immer einen kleinen Schluck des Weins zu probieren und sich ein Bild von dessen Zustand zu machen. Wirkt er ausdruckslos oder zu tanninreich, ab in die Karaffe damit. Hier geben Sie dem Wein mindestens eine halbe Stunde und probieren dann nochmal – so können Sie sich an den optimalen Trinkzeitpunkt herantasten.

Fazit

Oft wird Weißwein zu kalt und Rotwein zu warm serviert und getrunken. Dabei können Weine richtig temperiert so viel mehr. Unsere Empfehlungen dienen Ihnen als Anhaltspunkte, an denen Sie sich gerne orientieren können. Da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, trinken Menschen ihre Weine auch bei unterschiedlichen Temperaturen und eventuell auch aus anderen Gläsern. Das heißt nicht, dass Sie den Wein falsch trinken, sondern ihn auf Ihre eigene Art genießen.

Allen anderen wünschen wir viel Spaß beim Temperieren und genießen. Cheers, Chin Chin und Salute!