Wer einen deutschen Eiswein vom Jahrgang 2019 verkosten möchte, muss sich bei der Suche große Mühe geben. Warum der Eiswein so kostbar ist und zu einer immer größeren Rarität wird? Darüber möchten wir euch in diesem Blogpost informieren.
Die Eisweinlese und ihre Voraussetzungen
Der Eiswein ist ein Wein, bei dem die Trauben bei einer Temperatur von unter -7 Grad geerntet und gemostet werden und wird deshalb hierzulande bereits als große Rarität gehandelt. Die Trauben bleiben teilweise bis Januar, in Ausnahmefällen sogar bis Februar am Rebstock und werden üblicherweise nachts geerntet, um möglichst niedrige Temperaturen garantieren zu können. Auch beim Pressen sind die Trauben gefroren. So trennen sich in der Traube Wasser und Fruchtsäurebestandteile, wobei das Wasser zum Großteil in der Traube zurückbleibt und nur eine kleine Menge von dem hochkonzentrierten Traubensaft gewonnen wird. Deutsche Eisweine spielen insbesondere für die Reputation der Erzeuger eine große Rolle und werden auch international sehr geschätzt.
Durch die Erderwärmung steigt die weltweite Durchschnittstemperatur stetig an und verursacht immer häufiger Wetterextreme, die für Unwetter, geschädigte Wälder und auch Ernteausfälle sorgen - so auch in der Eisweinernte. Sowohl die immer wärmer werdenden Winter, als auch die steigenden Sommertemperaturen, verursachen ein immer geringer werdendes Aufkommen vom beliebten Eiswein. Die Voraussetzung einer Temperatur von unter -7 Grad im Winter und der schnellere Reifungsprozess der Trauben im Sommer, machen es den Winzern schwer. Ein Problem ist unter anderem, dass sich die Termine für eine mögliche Eisweinlese bis in den Januar oder Februar schieben, während die Trauben tendenziell früher reifen.
Eiswein 2019 - doch noch Hoffnung?
Anfang des Jahres hieß es, dass es aus dem Jahrgang 2019 erstmals kein Eiswein geben wird, da in keiner der 13 deutschen Anbaugebiete eine Mindesttemperatur von -7 Grad erreicht wurde. Laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) sei dies ein historisches Ereignis. Letztendlich war es jedoch insgesamt vier Winzern gelungen doch noch den beliebten Eiswein zu produzieren. Im württembergischen Remstal gelang es dem Weingut Zimmerle, Ende Januar bei einer Temperatur von -8,5 Grad gefrorene Trauben zu lesen, die ihnen rund 70 Liter Eiswein erbrachten.
Zwar ist der deutsche Eiswein bereits seit mehreren Jahren einer der exklusivsten Weine, da sich jedoch die warmen Winter häufen, wird der Eiswein in Zukunft eine noch kostbarere Seltenheit werden. Bereits seit 2017 ist die Eisweinernte rückläufig, da die Bedingungen für die Eiswein Produktion häufig nicht optimal waren - 2017 konnten laut dem Deutschen Weininstitut bundesweit nur sieben Erzeuger Eiswein ernten. Und auch letztes Jahr schienen nur wenige Winzer optimistisch zu sein. Um einen Totalverlust der Ernte zu vermeiden, meldeten sich lediglich 50 Betriebe für den Jahrgang 2019 mit Rebflächen von insgesamt 42 Hektar für eine mögliche Eisweinlese an. 2018 waren es noch rund 683 Winzer mit einer Fläche von ungefähr 584 Hektar.
Auch für die Eiswein Genießer, hat die geringe Eisweinproduktion folgen. Der Eiswein gehört ohnehin schon zu den teuersten Weißweinen der Welt und wird durch seine Seltenheit vermutlich weiterhin im Preis steigen. Ein Eiswein Kauf wird somit zu einer Exklusivität, die nicht jeder genießen kann.
Weinanbau in Gefahr
Nicht nur der deutsche Eiswein ist von der Erderwärmung betroffen - durch steigende Temperaturen, unvorhersehbare Wetterextreme und neue Schädlinge sind die Weinanbaugebiete weltweit in Gefahr, da die Trauben sehr anfällig bei klimatischen Veränderungen sind. Forscher sagen, dass die Winzer langfristig darauf angewiesen sind, andere Rebsorten anzubauen, die den klimatischen Bedingungen angepasst sind. Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut sieht für die deutschen Winzer jedoch auch Vorteile, da bei steigenden Temperaturen, Rebsorten angebaut werden könnten, bei denen ein Anbau zuvor nicht möglich war. Außerdem könnte eine steigende Temperatur die Weinqualität durch einen höheren Reifegrad der Trauben verbessern. Fakt ist jedoch, dass weltweit die Regionen, die für den Weinanbau geeignet sind, durch den Klimawandel deutlich schrumpfen werden - so auch bei unserem deutschen Eiswein .