Ganz im Norden von Rheinland-Pfalz, zwischen Koblenz und Bonn, liegt das Weinanbaugebiet Ahr, das seinen Namen, wie soll es auch anders sein, von dem gleichnamigen Fluss Ahr hat, der sich 85 km weit durch den Norden von Rheinland-Pfalz schlängelt. Es ist das größte zusammenhängende Anbaugebiet für Rotwein in Deutschland. Etwa 87 % der Rebfläche sind mit roten Rebsorten bestockt. Auf 545 ha wachsen hier Frühburgunder, Portugieser und vor allem Spätburgunder. Bei den weissen Rebsorten dominiert Königin Riesling. Somit ist die Ahr zwar eines der kleinsten, aber zugleich feinsten Weinanbaugebiete Deutschlands.
Bereits die Römer sollen vor 2000 Jahren hier Reben kultiviert haben, nachweislich bewiesen ist das allerdings nicht. Urkundlich belegt werden kann der Anbau bis zurück ins neunte Jahrhundert. Jedoch erst nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden rote Rebsorten angebaut. Als im Jahr 1794 französische Truppen das linke Rheinufer besetzten und die Besitztümer von Kirche, Klöstern und Domstiften aufgelöst wurden, überschwemmten günstigere und alkoholreichere französische Weine den deutschen Markt.
Nach Napoleons Niederlage ordnetet der Wiener Kongress 1814 -1815 die Grenzen in Europa neu. So fiel das Anbaugebiet der Ahr dem preussischen Königreich zu.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu wirtschaftlichen Einbußen, der Wein konnte nicht abgesetzt werden und viele Bauern wanderten in die USA aus. Aus der Not heraus entstand so 1868 in Mayschoß eine der ersten Winzergenossenschaft der Welt.
Heute arbeiten rund 80 % der Ahrwinzer im Nebenerwerb und liefern ihre Trauben an die Winzergenossenschaften. Gerade einmal 65 Betriebe keltern Weine im Haupterwerb.
Am Beispiel der Ahr wird klar, inwieweit das Mikroklima eines Weinbergs (das durch die Lage, die Ausrichtung, den Bewuchs im und um den Weinberg und den vorherrschenden Boden beeinflusst wird), Einfluss auf die Eignung einer Rebsorte zum Anbau hat. Denn die klimatischen Bedingungen an der Ahr eignen sich wegen der niedrigen Temperaturen nicht mehr zur Kultivierung von Reben. Doch besondere Böden und die Ausrichtung der Weinberge sorgen dafür, dass die Reben tagsüber wie nachts mit genügend Wärme versorgt werden, um vollreife, aromatische Trauben hervorzubringen.
Um die vielen Parzellen zu bewirtschaften, nehmen die Winzer teils große Mühen auf sich. Das Erklimmen der Lagen, auf denen nur einzelne wenige Reben stehen, ist pure Muskelarbeit und an maschinelles Arbeiten ist in einem Großteil der Weinberge kaum zu denken. Dafür belohnen die Weinstöcke mit wunderbaren Trauben, die dann als Wein ihren Weg in die besten Restaurants und die Gläser vieler Weinfreunde finden.