Großer Aufwand für große Weine

Schon zur Römer-Zeit üblich
Der Steillagen-Weinbau ist charakteristisch für viele Weinbauregionen, in Deutschland kennt man ihn vor allem von Mosel, an der Ahr und am Mittelrhein sowie von Teilen des Neckartals. Als Steillage bezeichnet man Lagen mit 30 % oder mehr Steigung. Im Vergleich: die steilsten Weinberge Europas, der Bremmer Calmont an der Mosel und der Engelsfelsen in der Ortenau verfügen über Steigungen von 68° bzw. 75°. Bereits 45° entsprechen einer Steigung von 100 %! Schon zu Zeiten der Römer schätzte man die Vorzüge einer Steillagen-Nutzung: einerseits die verbesserte Sonnenexposition, was besonders in kühleren Anbaugebieten von elementarer Bedeutung für die Reife der Trauben ist, andererseits aber auch die natürliche Drainage am Hang, wodurch Wasser, das nicht vom Boden direkt aufgenommen werden kann, selbständig abfließt und so Staunässe verhindert.

 

Die schwierige Bewirtschaftung
Die Steillagen-Bewirtschaftung erfordert jedoch einen immensen Mehraufwand in der Weingartenpflege. Während der Kollege im Flachen in der Regel seinen Schlepper zur Hilfe zieht, bleiben dem Winzer im Steilhang meist nur die eigenen Hände. Je nach Boden lässt sich ein Weinbergsschlepper bis zu Steigungen von 45-55 % einsetzen, jedoch sind die einzelnen Parzellen oft durch Stützmauern voneinander getrennt, sodass schon ein simples Wenden des Schleppers unmöglich ist. Möglichkeiten der Mechanisierung, wie das Arbeiten mit Kettenraupen, Monorackbahnen und Seilzügen erleichtern zwar die Arbeit, jedoch bleiben bis heute noch viele Handgriffe im Weinberg Handarbeit.
Eine Möglichkeit sich das Arbeiten im Steilhang erträglicher zu gestalten, ist das Einziehen von Querterrassen. In geeigneten Weinbergslagen gehen zwar die Ertragsflächen zurück, das Installieren von Drahtrahmen zur Reberziehung und die Befahrbarkeit mit dem Schlepper sparen jedoch Zeit und Kosten.

 

 

Die Verbuschung und Verwilderung droht
Wo Parzellen nicht mehr bewirtschaftet werden, da sie entweder nicht mehr lukrativ sind oder vom Winzer aus anderen Gründen nicht mehr bewirtschaftet werden, ist die Kulturlandschaft Wein in Gefahr. Unbewirtschaftete Parzellen verbuschen und fördern Rebkrankheiten sowie vermehrte Fraßschäden durch Wild und Vögel. Das Landschaftsbild sollte jedoch unbedingt erhalten bleiben. Der touristische Nutzen dieser Weinbergslagen ist immens. Nicht umsonst hat die UNESCO das Mittelrheintal zum Weltkulturerbe ernannt.

Die Einzigartigkeit der Steillagen-Weine: ein bezahlbarer Mehrwert
Deutsche Rieslinge von Mosel, Saar und anderen Steillagenregionen verdanken ihren charakteristischen Geschmack dem Anbau am Hang. Die steinigen Böden lassen die Reben tief wurzeln, Mineralien aufnehmen, die an anderer Stelle nicht erreicht würden und so typische Weine entstehen. Dem Aufwand geschuldete Preisaufschläge sind für Kenner marginal. Dass der Preis für eine Flasche Wein oftmals ihrem Ursprung geschuldet ist, lässt sich an Mosel, Ahr und Neckar gleichermaßen beobachten. In Zukunft unumgänglich ist eine intensive Zusammenarbeit von Weinbau, Gastronomie und Tourismus, um auch weiterhin das Erlebnisprodukt Wein in all seinen Facetten für den Verbraucher attraktiv zu gestalten.
Steillagen sind in ihrer Funktion als weinbauliche Nutzfläche, Kulturlandschaft und Lebensraum vielfältiger Flora und Fauna besonders schützenswert. Die Nachfrage nach regionalen und regionaltypischen Produkten steigt, die Akzeptanz höhere Preise zu zahlen ebenso. Nachhaltigkeit wird auch im Weinbau groß geschrieben. Die Differenzierung auf Grund der vorherrschenden natürlichen Verhältnisse lässt ebenso differierende Positionierungen am Markt zu. So sollten es uns Weingenießern diese mit großen handwerklichen Mühen entstandenen Weine wert sein, nicht nur geschätzt zu werden, sondern wir sollten sie mit gutem Beispiel vorangehend weiterempfehlen und von Zeit zu Zeit kredenzen.