Die Wiederentdeckung alter Reb-Kulturen
Im 20. Jahrhundert hat es geballt Umbrüche im Weinbau Deutschlands gegeben wie viele Hundert Jahre zuvor nicht. Das lag zunächst an klimatischen Veränderungen, aber auch am deutlich verbesserten Wissen um die Weinbereitung, die Geschmäcker entwickelten sich über viele Jahrzehnte unterschiedlich, und schließlich gab es durch die Globalisierung und Internationalisierung des Weinhandels eine Ergänzung des jeweils heimischen Rebsortenspiegels durch zunehmend gefragte Rebsorten aus dem Ausland.
Leidtragende dieser Umwälzungen waren und sind die angestammten, meist sehr alten Rebsorten, die seit Jahrhunderten angepflanzt und gehegt wurden. Einige von ihnen drohten ganz zu verschwinden und überlebten nur, weil der eine oder andere Winzer beharrlich seine alten Rebpflanzen bewahrte oder eine Rodung eines alten Rebgartens aus irgendwelchen Gründen ausblieb. Heute erleben wir bei manchen dieser zur Preziose gewordenen Rebsorten eine schrittweise Wiederentdeckung. Wir sehen in der Rebsortenvielfalt einen besonderen Reiz, freuen uns über Weine jenseits des Mainstream und geschmackliche Überraschungen, die unseren Weinhorizont sinnvoll erweitern.
In unserer 5teiligen Serie stellen wir Ihnen einst fast vergessene und nun wiederentdeckte, alte Rebsorten vor, die es verdient haben, geschätzt, bewahrt und geehrt zu werden.
Teil 5/5: der Tauberschwarz
Der Tauberschwarz ist eine fast ausgestorbene uralte rote Rebsorte, die seit Jahrhunderten im Weinbaugebiet Tauberfranken seine Heimat und Verbreitung hat.
Im 20. Jahrhundert galt diese Preziose schließlich als ausgestorben, bis man 1959 in einem Weinberg in Ebertsbronn die letzten verblieben Rebstöcke fand. Bis Mitte der 80er Jahre gab es nur einen verbliebenen Hektar bestockte Fläche, die sich auf die Weinbauregionen Franken, Württemberg und Baden verteilten. Durch die zu Beginn des 21. Jahrhunderts einsetzende Renaissance alter Kulturpflanzen wurde der Tauberschwarz wiederentdeckt und erfreut sich seither wieder zunehmender Beliebtheit. unter anderem durch das zielführende Engagement von slowfood, die die Rebsorte in ihre Arche der regional wertvollen Lebensmittel aufnahm, ist der Tauberschwarz jetzt wieder mit 12 Hektar soweit stabilisiert, dass eine kontinuierliche Vermarktung gewährleistet ist.
Geschmacklich tendiert der Tauberschwarz zu weichselkirschigen Aromen, ergibt meist eher blassrote Weine, die sich in ihrer vollen geschmacklichen Breite erst nach einigen Jahren Reife perfekt erschließen. Nach etwa 2 Jahren entwickelt der Tauberschwarz seine feinfruchtigen Nuancen mit leicht rauchigen Zartbitter-Noten.