Deutschlands höchster Weinberg ist nicht in Franken, auch nicht in Sachsen und erst recht nicht in Württemberg. Aber wo ist er denn dann?
Deutschlands höchsten Weinberg finden Sie in Bad Hindelang. Am Jochpass. Im Allgäu.
Das Gebiet, auf dem sich bisher und wahrscheinlich auch weiterhin die Ski-Fahrer die Pisten runter geworfen haben, dient nun als Experimentierfläche für den Hotelbetreiber Armin Gross. Auf860 Metern und auf einer Fläche von 20 Quadratmetern hat er Wein angebaut. Noch sehen die Reben etwas erfroren aus, doch die Weintrauben die er im letzten Jahr lediglich gegessen hat, waren süßer als er sich vorgestellt hatte.
Ganz so einfach ist das mit dem Weinbau aber doch wieder nicht. Das hat auch Armin Gross zu spüren bekommen. Kaum hatte er die Meldung in einem Online Portal verbreitet, stand die Bayerische Landesanstalt für Weinbau vor seiner Sprichwörtlichen Haustür. Sie schickte ihm einen "Anhörungsbogen wegen einer nicht genehmigten Rebfläche von Weinreben", in dem sie ihn aufforderte, entweder die Weinreben zu roden oder aber die Anbaufläche als Hobbyanlage genehmigen zu lassen. Mit seiner derzeitigen Fläche von 20 Quadratmetern ist das auch kein Problem. Allerdings wird er die Obergrenze für Hobbyanlagen von 100 Quadratmetern (also ein Ar) in naher Zukunft ankratzen.
Der Behördenkrieg nimmt da angekommen noch kein Ende. Obwohl er im letzten Jahr die Trauben seiner 10Solaris- und Muscat-Rebstöcke lediglich gegessen und nicht verkeltert hat, musste er beim Kemptener Landwirtschaftsamt dennoch eine landwirtschaftliche Betriebsnummer beantragen. Dazu kam noch eine Belehrung in Sachen Weinbau. Seine Lagen seien nicht geeignet um Qualitätsweine anzubauen. Sie seien nicht wind- und frostgeschützt und geografisch zu hoch gelegen.
DochJungwinzer Armin Grosslässt sich von solchen Aussagen wohl nur zusätzlich motivieren. Auch sein Nachbar will nun einen eigenen Weinberg anlegen und so ist bereits von einer „Winzergenossenschaft Oberallgäu“ die Rede. Gross arbeitet gerade an einem Antrag für das Bayerische Landwirtschaftsministerium, in dem er darum bitten wird, das Allgäu in das Deutsche Weinbauregister aufzunehmen. Man darf also gespannt sein.
Leider ist die Produktionsmenge noch zu gering. Bei 100 Quadratmetern sind wohl maximal 10 Liter Wein drin. Um die an seine Hotelgäste auszuschenken fehlt ihm aber noch die passende Genehmigung.