Der Elbling

Die Wiederentdeckung alter Reb-Kulturenim 20. Jahrhundert hat es geballt Umbrüche im Weinbau Deutschlands gegeben wie viele Hundert Jahre zuvor nicht. Das lag zunächst an klimatischen Veränderungen, aber auch am deutlich verbesserten Wissen um die Weinbereitung, die Geschmäcker entwickelten sich über viele Jahrzehnte unterschiedlich, und schließlich gab es durch die Globalisierung und Internationalisierung des Weinhandels eine Ergänzung des jeweils heimischen Rebsortenspiegels durch zunehmend gefragte Rebsorten aus dem Ausland.

Leidtragende dieser Umwälzungen waren und sind die angestammten, meist sehr alten Rebsorten, die seit Jahrhunderten angepflanzt und gehegt wurden. Einige von ihnen drohten ganz zu verschwinden und überlebten nur, weil der eine oder andere Winzer beharrlich seine alten Rebpflanzen bewahrte oder eine Rodung eines alten Rebgartens aus irgendwelchen Gründen ausblieb. Heute erleben wir bei manchen dieser zur Preziose gewordenen Rebsorten eine schrittweise Wiederentdeckung. Wir sehen in der Rebsortenvielfalt einen besonderen Reiz, freuen uns über Weine jenseits des Mainstream und geschmackliche Überraschungen, die unseren Weinhorizont sinnvoll erweitern.

In unserer 5teiligen Serie stellen wir Ihnen einst fast vergessene und nun wiederentdeckte, alte Rebsorten vor, die es verdient haben, geschätzt, bewahrt und geehrt zu werden. Diesesmal geht es um den Elbling.

Rebe Elbling

Teil 2/5: der Elbling
Der Elblingzählt zu den ältesten Rebsorten Europas.  Den Namen hat er in Anlehnung an das lateinische Wort „albus“ für weiß, da er schon vom Römer Plinius als „vitis alba“ erwähnt wurde. Diese reichtragende Weißweinsorte war früher vor allem bei Winzern beliebt, die einen Zehntwein entrichten mussten. Über die Jahrhunderte wurde er dann von Riesling und Silvaner verdrängt.

Zwar wurden die Reben des Elblings von den Römern imMoselgebietangebaut, jedoch entstammt der Elbling einer spontanen Kreuzung des Weißen Heunischs mit dem Traminer-Sämling, ist also heunischer bzw. fränkischer Herkunft. Die ehemals häufigste deutsche Rebsorte eignet sich wegen der frischen Säure auch sehr gut zur Sektherstellung. Als Mutation ist der Rote Elbling bekannt, der als extraktreiche Rarität bekannt ist.

Da die Reben des Elblings mittelfrüh treiben, entgehen Sie eventuell auftretenden Frühjahresfrösten. Zwar ist er empfindlich gegen Spätfrost, gedeiht jedoch auf mittelguten Lagen. Besonders gut gedeihen die Reben auf Muschelkalkböden, wie sie auch an der Mosel zu finden sind. Da er weniger Stickstoff als andere Reben benötigt ist er zum umweltschonenden Anbau geeignet. Die Elbling-Reben können ein hohes Alter erreichen. Angebaut wird der Elbling vor allem an der Mosel, kommt er auch in Baden und Sachsen vor.

Beim Elbling-Wein handelt es sich um einen trockenen, säurebetonten Weißwein. Er ist spritzig, süffig und fruchbetont, was ihn zu einem unkomplizierten Tischwein macht, der auch als Sommerwein gut geeignet ist. Aromen von Apfel, Pfirsich, Zitrone und Ananas sind charakteristisch. Gut passt der Elbling zu leichten Fischgerichten, Meeresfrüchten oder einer Brotzeit.